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Davaj! Russian Art Now

Aus dem Laboratorium der freien Künste in Russland
Vom 10. Januar bis 27. Februar
Postfuhramt
Junge radikale Kunst aus Russland wurde von den Organisatoren angekündigt und zwar erstmals nicht nur, wie gewohnt, Kunst aus Moskau und St. Petersburg, sondern auch aus anderen Städten, der sogenannten Provinz. Man wollte "in `Momentaufnahmen` die neuen Tendenzen der russischen Kunst einfangen." Eine riesige Aufgabe, die sich die Koordinatoren und Kuratoren Christiane Bauermeister, Christina Busse und Peter Noever da zusammen mit russischen Kuratoren gestellt hatten.
Das Postfuhramt mit seinem etwas schmuddeligen Inneren gibt den (erwarteten?) Rahmen für die russische Kunst - nicht unproblematisch, aber durchaus im Gesamtkonzept der Ausstellung, die man weniger als ernsthaftes Kunstereignis betrachten sollte, sondern vielmehr als "Pop". Ein Konzept, das sich z. B. auch in Gestaltung und Typographie des Kataloges niederschlägt.
Wie immer bei solchen Überblicksausstellungen fragt sich der Besucher "Warum ist der drin, warum fehlt die, was hat diese Arbeit hier zu suchen" etc. Ein Problem ist sicherlich, daß es außer dem Popcharakter kein durchgängiges Konzept zu geben scheint. Die "jungen" Künstler sind meistens zwischen 35 und 40 Jahre alt und "radikal", naja. Die Qualität der Arbeiten ist sehr unterschiedlich, manche sind vielleicht auch einfach ungünstig präsentiert (wie z. B. die Arbeit von Waleri Koschljakow oder von Anna Timofejewa.) In der Grundtendenz sind sie bunt, verspielt, absurd-ironisch und einige - inzwischen wieder - politisch ( z. B. die Installation über die Terroristin Wera Sasulitsch von der Fabrik gefundener Kleider oder die Fotografien von Katja Kandyba, auf denen bekannten russischen Politikern Märchen erzählt werden). Als Betrachter wird man jedoch den Gesamteindruck nicht los, daß die Beteiligten "Davaj!" (Auf, vorwärts, voran) rufend in alle Richtungen gleichzeitig davon geprescht sind.
Positiv zu bemerken ist die Tatsache, daß man russische Kuratoren miteinbezogen hat, so wurden wenigstens nicht nur die üblichen Verdächtigen gezeigt; man bemühte sich um neue Namen. Und gefreut haben wir uns auch über das breitgefächerte Rahmenprogramm mit Lesungen, Konzerten und Partys.
Die Ausstellung Davaj! ist ein gemeinschaftliches Projekt der Berliner Festspiele und des MAK (Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien) und wird ab dem 19. Juni auch in Wien gezeigt.
Der Katalog zur Ausstellung ist im Hatje Cantz Verlag erschienen mit Beiträgen auf deutsch, russisch und englisch.

 


Die Installation "Vera" und die Künstlerinnen Gljuklja und Tsaplja (Fabrik Gefundener Kleider).

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