Vom 12. Januar bis zum 16. März
Galerie
Barbara Weiss
Der ukrainische Fotograf Boris Mikhailov zeigt in der Ausstellung "TV-Mania"
Arbeiten, die er zum größten Teil vom laufenden Fernsehgerät abfotografiert
hat. Es sind großflächige Installationen entstanden; die 20 x 30 cm Farbabzüge
sind in verschiedenen Anordnungen ohne Rahmen an der Wand befestigt worden:
mal dicht gedrängt, mal leicht schräg, mal als Serie hintereinander weg.
Zum einen sind eindeutige thematische Bezüge zu erkennen: Clinton, um
die Ecke Putin und Jelzin, Schröder etwas weiter. An anderen Stellen kann
frei assoziiert werden: auf der "amerikanischen Wand" Gameshows
neben Operationen, Absurditäten und Monstrusitäten jeglicher Art. Manchmal
helfen Bleistifterklärungen unter den Bildern, manchmal scheinen gerade
sie eine Reaktion provozieren zu wollen: "Muslime - Pointillismus",
"Juden - Impressionismus", Amerikaner - Abstract", "Schröder
- Sozrealismus" reduziert die Aufnahmen auf den formalen Aufbau,
die Komposition und Bildqualität. Ein weiterer Teil, der Gewalt, Krankheit,
Verletzung abbildet; und natürlich der Eingangsbereich mit Bildern von
der Kriegsberichterstattung: in einer Vitrine historisiert kleine schwarzweiß
Aufnahmen von einer Reportage über den 2.Weltkrieg, daneben große Farbaufnahmen
heutiger Sendungen. Im kleinsten Raum schließlich ist ein Kabinett der
Sexualität entstanden, wo Mikhailov sich in einem Selbstporträt seiner
TV-Mania hingibt.
Der Prozeß des Sehens wird durch die Verdoppelung geschärft, die formale
Wirkung der Bilder gerät durch den Stillstand mehr ins Blickfeld, aber
dadurch auch die Fragwürdigkeit so manchen Inhalts. Der Betrachter fühlt
sich fast wie ein Voyeur, gleichzeitg angezogen und abgestoßen von der
Flut der Bilder - eine Manie eben, der er sich nicht entziehen will.
Die Arbeiten sind zwischen 1991 und 2002 entstanden - damit eignet sich
die Ausstellung gut, um den Blick auf Mikhailovs Werk nach der gerade
gezeigten Ausstellung "Case History" im Haus der Kulturen der
Welt zu erweitern.

 
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